Digitalisierung in der Baubranche
gambit hat bei den Zielgruppen nachgefragt
Corona und der damit einhergehende rasante Fortschritt der Digitalisierung wirbelt immer noch das Leben durcheinander. Messen und andere Veranstaltungen werden in ein digitales Format abgewandelt. Es findet kein persönlicher Austausch mehr statt. Auch in der Baubranche müssen neue Formate angestoßen werden und fordern ein Umdenken in der gesamten Medienlandschaft.
Doch wie gehen Handwerker und Architekten mit dieser Entwicklung um? Welche Formate sind auf dem Vormarsch und in welche Richtung müssen wir denken? Wir haben einmal nachgefragt.
gambit im Gespräch mit Christian Heuchel // Architekt O&O Baukunst
Wir brauchen wieder einflussreiche Formate in den Medien. Die Produktion von Magazinen und Zeitungen müsste wieder eine größere Vielfalt erhalten. Und wir brauchen wieder Bücher. Denn Bücher werden gelesen, auch wenn eigentlich alle Informationen im Netz vorhanden sind. Hier bekomme ich aber immer nur genau das, was ich suche. Das ist manipulativ und ich werde nicht mehr inspiriert. Ich muss mich treiben und anregen lassen können. Dieser Prozess geschieht nur im gedruckten Medium. Es gibt auch einige gute online Formate. Hier könnte man aber noch nachlegen. Man müsste sich mit architektonischen Themen in den Alltag einmischen.
Auch das Thema der Homestory könnte uns helfen. Tratsch ist auch in der Architektur das Tolle und Interessante. Grundsätzlich gibt es aber zwei Formate, die sich immer stärker durchsetzen werden. Das hat mit den technischen Möglichkeiten in der Kommunikation zu tun. Das ist zum einen der kleine Projektfilm. Die Idee des Films kann klarer und vielschichtiger unsere Architektur und unsere Stadt zeigen. Er braucht einen Spannungsbogen. Hier steht eher die Erfahrungen Alfred Hitchcock als die Architekturgeschichte, Pate. Sprich ein schlecht gemachter Film „versaut“ ein gutes Architekturprojekt und umgekehrt. Zum anderen erlebt der Podcast ein Hoch, der als eine Art des Hörspiels benutzt wird. Er bietet die Möglichkeit lange und ausführlicher über Architektur zu berichten. Es sind Vorlesungen zur Architektur, die einen ortsunabhängig begleiten. Bezüglich digitaler Veranstaltungen ist es glaube ich eine kleine Generationsfrage, wie man damit groß wird. Die alten „Seilschaften“ brauchen den persönlichen Kontakt einer realen Messe. Es wird in Zukunft gute Mischungen geben müssen.
gambit im Gespräch mit Leonard Cremerius // Elektrotechnikermeister
Die rasant fortschreitende Digitalisierung, der man sich natürlich auch im eigenen Unternehmen nicht entziehen kann, erfordert in einem klassischen Handwerksbetrieb jedoch einigen Arbeitsaufwand. Die Vorzüge dessen sind allerdings erheblich und nicht von der Hand zu weisen, da der Zugang zu Informationen zeitlich unbegrenzt und
schneller zugänglich ist. Man muss mit der Zeit gehen, die Digitalisierung annehmen und eine gute Kombination aus langjährigen Erfahrungswerten mit vorhandenen funktionierenden Strukturen nutzen und neue Informationstechniken annehmen. Social Media ist dabei hilfreich, für mich aber bisher nicht zwingend notwendig.
Der Großteil der beruflichen Informationsbeschaffung läuft bei uns über Webseminare, die vom Großhandel und der Industrie angeboten werden. Der Vorteil liegt hier auf der Hand: Man ist zeitlich flexibler und kann diese Seminare gut in den beruflichen Alltag integrieren. Die Entwicklungen durch Corona tragen dazu bei, dass der telefonische Austausch erheblich zugenommen hat. Generell hat man aber das Gefühl, dass weniger Informationen von Außerhalb den Handwerksbetrieb erreichen, als vorher. Auch wenn die Welt digitaler wird, steht für mich eine gute Mischung aus dem persönlichen Kontakt und gut organisierten Online-Schulungen an erster Stelle. Die persönlichen Beziehungen sind einfach nicht zu ersetzen. Vielleicht auch ein Grund, warum die Online-Messen bisher nicht den erhofften Erfolg erzielten.
gambit im Gespräch mit Kristijan Cacic // Installateurmeister
Die Beschaffung von berufsrelevanten Informationen geschieht bei mir ausschließlich über Internet und die Social-Media-Kanäle. Es ist doch erstaunlich, wie gut man in dieser Zeit mit vielen Menschen in den digitalen Austausch treten kann. Plattformen wie zum Beispiel Zoom eignen sich ganz besonders, um auch mit den Mitarbeitern auf der Baustelle in schnellen und direkten Kontakt zu treten. Gerade die aktuelle Krise sehe ich als Evolutionsbeschleuniger in diesem Bereich. Noch vor einem Jahr waren
Zoom Calls kaum vorstellbar, weil viele Menschen Berührungsängste mit diesen Medien hatten. Mittlerweile wird es mehr und mehr zum Standard.
Auch Social Media wird unverzichtbar für gute Unternehmen im Handwerk. Ein Austausch ist auf schnellem Wege möglich und man trifft auf viele interessante Menschen, denen man im wahren Leben vielleicht nie begegnet wäre. Vernetzungen über den eigenen Wohnort hinaus sind damit ganz unkompliziert möglich und eröffnen jedem neue Wege.
Deshalb müssen auch Handwerker für die Zukunft ganz neu denken. Branding und Sichtbarkeit in den sozialen Medien werden immer wesentlicher. Die zukünftigen Kunden der Handwerksbetriebe gehen vertrauter mit Kanälen wie YouTube, Instagram, Clubhouse und TikTok um. Diese Kunden haben ein anderes Werte- und Einkaufsverhalten, als die Kunden, die die Betriebe zurzeit noch bedienen. Ich blicke sehr gespannt auf diese Entwicklung im Markt.
gambit im Gespräch mit Christoph Krause // Digital-Stratege
Die Pandemie hat die digitale Transformation im Handwerk noch einmal deutlich beschleunigt. Insbesondere die schnelle Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle und digitaler Kommunikationslösungen war unglaublich gefragt. Hier wurde deutlich, wer schon seine Hausaufgaben gemacht hatte und wer noch am Anfang stand. Corona hat hier manche vorhandene Lücke aufgedeckt und schnell beseitigt. Jetzt heißt es,
diesen Prozess nachhaltig zu verstetigen und den Schwung für die Zukunft im Handwerk zu nutzen.
Ein nicht digitales Handwerk gibt es zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr. Ebenso fordern die Kunden des Handwerks heute und gerade durch Corona digitale Prozesse ein. Heute geht es im Handwerk zu 80 Prozent um die Frage, die Vielzahl der eingesetzten digitalen Tools in einer durchlaufenden Kette zu organisieren. Es gibt heute schon Handwerksbetriebe, die sich an die Umsetzung digitaler Services für ihre Kunden wagen.
Das Handwerk hat natürlich auch sein Informationsverhalten wegen der Pandemie weiter auf digitale Kanäle umgestellt. Die Zugriffszahlen auf Plattformen, Webinare, Digital-Talks oder Online-Konferenzen nimmt konstant zu. Vor allem aber die Kunden haben ihr Kommunikationsverhalten verändert. Das sehen wir deutlich an den aufgebauten digitalen Kommunikationskanälen der Vorreiter im Handwerk. Immer mehr Handwerk sind inzwischen auch auf Instagram unterwegs und berichten per Storyfunktion über das tägliche Handwerk.
Gerade die Handwerker, die durch die Pandemie im Endkundengeschäft beeinträchtig sind haben im Bereich Social-Media Vollgas gegeben. Das Wissen um die Wichtigkeit einer digitalen Community ist enorm gestiegen. Wer diese schon vor Corona aufgebaut hatte, war deutlicher Gewinner der Krise.
So sollten also wichtige Fragestellungen rund um die digitale Kommunikation mit den Kunden lauten: Wie baue ich eine echte digitale Community auf? Wie nutze ich digitale Netzwerke und Datenauswertung, um Fachkräfte und Nachwuchs in mein Unternehmen zu bekommen? Wie lassen sich digitale Mehrwerte via Service 4.0 an meine Kunden kommunizieren?
In diesem Feld liegen zahlreiche Chancen für das zukünftige Handwerk.
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