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Lebendiger B1 Branchentalk Nr. 4

Am 16. April wurde wieder intensiv diskutiert: In der vierten Ausgabe des B1 Branchentalks drehte sich alles um Architektur, Verantwortung und Design.

 

Verantwortung endet nicht mit dem Nachhaltigkeitsbericht

Architektur, Verantwortung und Design können nicht unabhängig voneinander existieren, sie sind unmittelbar miteinander verbunden. Doch welches Gewicht hat diese Dreieckskonstellation – und wie wirkt sie sich auf den Handlungsspielraum von Unternehmen aus? Diese und viele weitere Fragen wurden am 16. April beim B1 Branchentalk bei gambit intensiv diskutiert. Die Veranstaltungsreihe fand bereits zum vierten Mal statt, um den B2B-Austausch zu fördern, neue Verbindungen zu schaffen und Diskussionen auf Augenhöhe zu ermöglichen. Marcella Hansch, Gründerin von Pacific Garbage Screening (PGS), und Andreas Enslin, Leiter des Miele Design Centers, waren als Vortragende zu Gast. Energiegeladen berichteten sie aus ihrem Alltag, schilderten prägnant und mitreißend ihre ambitionierten Ziele und versuchten im lebendigen Austausch mit den Gästen gemeinsam Antworten für die drängenden Probleme dieser Zeit zu finden.

Geschäftsführerin Tina Kamrath begrüßte die Anwesenden herzlich und stimmte mit herausfordernden Fragen auf den Abend ein. Kauft die "Fridays for Future"-Generation noch Marken-Produkte wie die von Miele, Artemide und Co.? Reichen Nachhaltigkeitsberichte aus, um etwas zu bewirken?

Schon mit Beginn des ersten Vortrags wurde deutlich: Aus Absichtserklärungen muss sich auch etwas entwickeln. Architektin und Meeresliebhaberin Marcella Hansch berichtete emotional vom Start Ihres Vorhabens und den Zielen des mittlerweile unter dem Dach von PGS gebündelten Start-ups, Forschungsprojekts und gemeinnützigen Vereins. "Wer sich das Meer vorstellt, hat eine strahlend blaue Fläche im Kopf, denkt an berührende Natur, an die Zukunft. Die Realität sieht anders aus: Müllverschmutzte Küsten, die Wasseroberfläche mit Flaschen und Plastikteilen übersät, an denen Meeresbewohner wie Wale und Vögel elendig verenden. Und wir sehen nur die Spitze des Eisbergs. Denn in großen Müllstrudeln wie dem 'Great Pacific Garbage Patch' landen Tonnen von durch Erosion zersetzten Plastikteilen."

Jeder kann etwas bewirken

Mit anschaulichen Bildern machte Marcella Hansch das Ausmaß der Verschmutzung deutlich und erklärte, wie sie mit ihrem Team dagegen angehen will. Dazu gehört nicht nur ihr Pilotprojekt, den von ihr und ihrem Team designten schwimmenden Müllsammler an Flussmündungen einzusetzen, der Plastik aus dem Wasser fischt. PGS erforscht auch, wie die gesammelten Überreste aufbereitet und Menschen für die Thematik begeistert werden können, um dafür zu sorgen, dass kein weiteres Plastik in die Meere gelangt. Eine Mammut-Aufgabe, der sich das Team von PGS mit brennendem Elan widmet, denn "es ist später als fünf vor zwölf." Wichtig ist der Gründerin aber vor allem eins: "Jeder kann etwas bewirken. Schon der Verzicht auf den To-go-Kaffeebecher macht - global multipliziert - einen echten Unterschied." Die interessierten Fragen zum Projekt entwickelten sich zu einer kritisch-konstruktiven Diskussion rund um Mitstreiter im Kampf gegen Meeresmüll und viele weitere Themen.

Andreas Enslin, Leiter des Miele Design Centers, sorgte als begeisterter Segler für einen fließenden Übergang und holte die Zuhörer mit seinem bildhaften Vortrag und starken Thesen ab. "Wir tragen alle Verantwortung und sollten unsere Jobs und unsere Kompetenzen nutzen, um aufzuhören Überflüssiges zu produzieren." Das müsse aus unternehmerischer Sicht kein Widerspruch sein, erklärte Enslin. "Ich bin überzeugt, Kunden werden in Zukunft viel mehr für viel weniger bezahlen." Noch dreht sich die Spirale: "Größer, schneller, weiter - und alle machen mit. Wir haben ein Mengenproblem, und um dem zu entkommen, müssen wir vom quantitativen zum qualitativen Wachstum gelangen."

Durch Verbindungen Vertrauen schaffen

Das größte Hindernis dabei sei, dass die Komplexität der technisierten Welt steigt, während gleichzeitig das Vertrauen sinkt. Hier können und müssen Designer ansetzen. "Design ist Kommunikation, es gestaltet die Beziehung zwischen Nutzer und Produkt. Wenn wir Menschen erreichen wollen, müssen wir sie berühren, müssen wir Vorstellungen und Träume berücksichtigen." Schon kleine Zeichen veränderten etwas. "Wer eine Vertrauensbasis schafft und Komplexität minimiert, macht das Leben ein Stück weit einfacher. Dafür sind Konsumenten bereit, mehr auszugeben, diese Produkte werden geliebt statt weggeworfen und ersetzt." Die Voraussetzung für diese nachhaltige Herangehensweise ist haltbares Design. Aber es reicht nicht, haltbare Gegenstände zu produzieren, denn der größte Ressourcenverbrauch entsteht bei der Nutzung. Ansätze müssen also weitergehen, anstatt sich auf die Fertigstellung eines Gegenstands zu konzentrieren. "Das liegt in unserer Verantwortung." Vor allem anderen aber steht: "Design muss Freude machen." Denn Begeisterung schaffe die Verbindung zwischen Nutzer und Produkt, die langfristige Veränderungen bewirken kann.

Auch Andreas Enslins Thesen wurden intensiv beleuchtet und zusammen mit den Zuhörern weiterentwickelt. Bei Getränken und Fingerfood wurden die Diskussionen rund um Architektur, Verantwortung und Design noch lange fortgeführt, denn dank der inspirierenden Vortragenden war Gesprächsstoff im Übermaß vorhanden.

Im Herbst 2019 wird unser fünftes B1-Event stattfinden - wir werden Sie rechtzeitig informieren!

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